“Tax Office Hannover-Nord, how can I help you?“

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– so melde ich mich am Telefon, wenn auf meinem Display eine ausländische Nummer erscheint. Aber warum wird in einer deutschen Behörde überhaupt englisch gesprochen?

Ich bin Lisa, 25 Jahre alt und seit 2020 mit Abschluss meiner Laufbahnprüfung Teil der “ZEBU“ im Finanzamt Hannover-Nord. Im Ganzen steht ZEBU für die “Zentrale Erfassung (Besteuerung) britischer und nordirischer Unternehmer“, da wir uns als einzige Dienststelle in ganz Deutschland um die deutsche Umsatzsteuer von in Großbritannien ansässigen Unternehmern kümmern.

Aber warum muss ein britisches Unternehmen in Deutschland überhaupt Umsatzsteuer zahlen?

Hier gibt es verschiedene Fallgestaltungen, die dazu führen können. Mit dem häufigsten Fall ist sicherlich so gut wie jeder, der mindestens hin und wieder Onlineshopping betreibt, bereits in Berührung gekommen. Denn eine Vielzahl der in der ZEBU zu führenden Unternehmen handelt mit Waren über zum Beispiel Amazon, ebay oder eine eigene Webseite. Nicht selten begegnen einem hier auch die ein oder anderen typischen “Influencer-Marken“, mit denen auf Social Media geworben wird. Aber auch Firmen aus der Automobil- und Luftfahrtbranche,  Pharmaunternehmen und solche, die in ein Reihen- oder Dreiecksgeschäft mit Anknüpfung in Deutschland verwickelt sind, werden in der ZEBU geführt. Sobald auf eine dieser Weisen ein Unternehmer aus Großbritannien zum Beispiel seine Ware an einen deutschen Kunden verkauft, überprüfen wir, ob dieser Verkauf in Deutschland zu besteuern ist. Wir bearbeiten in erster Linie die Steuererklärungen dieser Unternehmen, überprüfen Rechnungen, werten Kontrollmaterial aus und setzen uns mit Rechtsfragen auseinander.

Steuerrecht und Englisch – ist das nicht total schwierig?

Ich muss sagen, gerade zu Beginn war das eine große Herausforderung! Denn neben der Einarbeitung, dem ohnehin schon komplexen Steuerrecht und der Flut an neuen Eindrücken war auch die sprachliche Komponente völlig neu für mich. Bereits beim ersten Kontakt mit eigenen Fällen musste ich feststellen, dass der Schriftverkehr und damit ein Großteil der Akten auf Englisch ist. Es gab viele unbekannte Vokabeln und Begriffe, die ich nachschlagen musste. Doch durch das tägliche Lesen eignete ich mir schneller als gedacht und ganz automatisch fachliche, steuerrechtliche Vokabeln an und führte nach einigen Wochen bereits problemlos mein erstes englisches Telefonat. Denn bekanntermaßen wird eine Fremdsprache erst durch den regelmäßigen Gebrauch immer leichter!

Und was macht die Arbeit in der ZEBU so besonders?

Ganz besonders interessant finde ich den ständigen Bezug zu internationalen und grenzüberschreitenden Sachverhalten. Wir treten mit britischen, aber auch Behörden anderer Mitgliedstaaten der EU in Kontakt, um Sachverhalte aufzuklären. Wir arbeiten täglich mit Oberbehörden wie dem Bundeszentralamt für Steuern und einer Task Force zusammen, um beispielsweise Betrugsfälle zu erkennen. Diese Fälle werden dann entweder dem Finanzamt für Fahndung und Strafsachen bzw. der Bußgeld- und Strafsachenstelle vorgestellt oder auch mal eine Geldwäscheverdachtsmeldung gefertigt. Auch der Brexit hat viele neue Rechtsfragen aufgeworfen, weshalb wir mit dem Landesamt für Steuern und Ministerium der Finanzen zusammenarbeiten, um diese zu klären.

Am aller Meisten gefällt mir jedoch die Arbeit im Team. Denn anders als in anderen Dienstellen arbeiten wir nicht mit festen Zuständigkeiten sondern haben diese auf zwei Teams aufgeteilt. Ein regelmäßiger Austausch, Absprachen und gegenseitige Unterstützung bilden hierfür die Grundlage. Damit die Teamarbeit auch gut funktioniert, halten wir Workshops ab und wirken bei der Optimierung von Arbeitsabläufen selber mit. Zur individuellen Weiterentwicklung wird außerdem die Teilnahme an fachlichen aber auch Softskill-Schulungen besonders gefördert. Insgesamt warten zwar einige Herausforderungen, auf die man im Studium nicht direkt vorbereitet werden kann, doch genau das ist es, was die Arbeit in der ZEBU für mich so spannend und abwechslungsreich macht!

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